Wohnen
Aachen ist eine lebendige, wachsende Großstadt mit hoher Lebensqualität. Neben der langfristigen Wohnbevölkerung wird Aachen durch die Hochschulen stark geprägt. Mit mehr als 60.000 Studierenden und über 12.000 Hochschulbeschäftigten gibt es einen kontinuierlichen Strom an Menschen in die Stadt, die hier ihr neues Zuhause finden. Durch die hohe Lebensqualität sehen viele Studierende auch nach dem Studium ihre Zukunft in Aachen. Die Bevölkerungsprognose der Stadt Aachen geht davon aus, dass die Stadt zwischen 2022 und dem Jahr 2039 auf über 266.273 Menschen (+6.500) anwachsen wird; bereits zum 31.12.2023 wurde die Prognose für diesen Zeitpunkt um über 2.500 Menschen übertroffen (263.772). Aachen wächst - und Aachen wächst schnell.
Diese Entwicklung bietet Chancen und Herausforderungen. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Stadt attraktiv ist und Menschen anzieht. Dabei darf die langfristige Wohnbevölkerung nicht vergessen werden. Aachen muss auch in Zukunft für die Menschen bezahlbar bleiben. Dies gilt für Studierende und Auszubildende genauso wie für junge Familien, Alleinstehende und Seniorinnen und Senioren. Wir wollen gezielt Verdrängungseffekten entgegentreten.
Besonders schwierig ist der Wohnungsmarkt für junge Familien, die in gleich dreifacher Konkurrenz stehen. Durch die stetig stark steigenden Mieten wechseln nur wenige Menschen in kleinere Wohnungen, wenn sich ihre Familiensituation verändert hat; oft ist ein Neuvertrag für eine kleine Wohnung teurer als ein Altvertrag für eine große Wohnung. Gleichzeitig ist studentischer Wohnraum knapp, sodass WG-Gruppen um das knappe Angebot von familientauglichen Wohnungen konkurrieren. Oft kann eine Gruppe von Studierenden gemeinsam eine höhere Summe aufbringen als eine einzelne Familie. Die wenigen verbliebenen Wohnungen sind sehr begehrt und oft hochpreisig.
In den letzten Monaten und Jahren haben wir viele Hebel in Bewegung gesetzt, um die Situation zu verbessern. Eine verbindliche Quote für sozialen Wohnungsbau, eine Bodenvorratspolitik sowie die Umsetzung des Erbbaurechts werden gerade ergänzt durch die Gründung einer gemeinnützigen kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Gerade im Wohnungsbereich greifen jedoch viele Maßnahmen erst stark zeitversetzt.
Das ist aber noch lange nicht genug. Deshalb wollen wir auch in Zukunft neue Wege gehen und kreative Maßnahmen wagen. Die Hebel, die wir lokal bewegen können, wollen wir nutzen. Gleichzeitig machen wir auf Landesebene Druck, die in weiten Teilen mieterunfreundliche Wohnraumpolitik im Sinne der Menschen in Aachen zu beeinflussen. Wir nutzen unsere Werkzeuge und fordern weitere ein.
Bezahlbarer Wohnraum für alle
- Ausbau von preiswertem, familiengerechtem Wohnraum mit flexiblen Grundrissen.
- Schwerpunkt auf Mehr-Zimmer-Wohnungen, insbesondere für Familien – als Gegengewicht zur aktuellen Mikroapartment-Entwicklung.
- Studierendenwerk unterstützen, um den Druck auf den Wohnungsmarkt zu verringern.
- Gründung eines Azubiwerks, um strukturellen Schwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt für junge Azubis zu begegnen.
- Wir setzen uns für den Bau eines zentral gelegenen Studierendenwohnheims ein, um den Wohnungsdruck zu reduzieren und die Attraktivität Aachens als Hochschulstandort weiter zu stärken.
- Die Einführung eines kommunalen Programms zur altersgerechten Wohnraumförderung.
- Aufbau eines kommunalen Wohnungstauschprogramms zur besseren Flächennutzung; auch unter Beachtung des sich im Lebensverlauf ändernden Wohnraumbedarfs.
- Dienstwohnungen in Bebauungsplanverfahren als Bestandteil künftiger Quartiersentwicklungen vorsehen.
- Weniger kostspielige und langwierige Gestaltungswettbewerbe – stattdessen Fokus auf rasche Planungssicherheit und Umsetzbarkeit.
- Prüfung der Anwendung des „Hamburger Modells“ als Ergänzung zur Quote:
- 1/3 Sozialwohnungen
- 1/3 preisgedämpfte Wohnungen (für mittlere Einkommen)
- 1/3 freier Mietwohnungsmarkt - Genossenschaften und gemeinschaftliche Wohnformen gezielt fördern.
- Flächeneffizienz fördern durch Doppelnutzungen (z. B. Kitas auf Supermärkten, Wohnen über Gewerbe).
- Förderung von Typenbauweisen zur Beschleunigung von Bauprojekten.
- Lückenschließungen im Gebäudebestand und Aktivierung von Wohnungsleerständen insbesondere in der Innenstadt.
Kommunalen Wohnungsbau stärken
- Aktive Baulandbevorratung systematisch aufbauen.
- Reform des Aachener Baulandbeschlusses für eine praxistaugliche Anwendung (bisher kaum genutzt).
- Bodenbevorratung und Zwischenerwerb als strategische Instrumente stärken.
- Vergabe von städtischen Grundstücken im Erbbaurecht zur langfristigen Mietpreisbindung (Aachener Modell).
- GeWoGe stärken und Gründung einer zusätzlichen städtischen Wohnungsbaugesellschaft.
- Maßnahmen wie z.B. die Grundsteuer C aktiv nutzen und aktiv gegen Leerstände vorgehen. Hier steht auch das Land in der Pflicht, den Kommunen mehr Werkzeuge einzuräumen.
- GeWoGe stärken und Gründung einer zusätzlichen städtischen Wohnungsbaugesellschaft mit dem zentralen Gesellschaftszweck, den städtischen Wohnungsbestand zu mehren und dies unter Beachtung der rechtlichen Voraussetzungen für den Annahme einer Inhouse-Gesellschaft.
- Wohnprogramm auflegen. Mit GeWoGe und städtischer Wohnungsbaugesellschaft mindestens 200 WE/Jahr bauen oder sanieren mit neuen Bindungen
Beschleunigung großer Wohnprojekte
- OB-Priorisierung für Projekte ab einer bestimmten Größe (z. B. ab 100 Wohneinheiten).
- Baurecht innerhalb von zwölf Monaten ab Verfahrenseinleitung garantieren.
- Mehr Projektmanager („Verwaltungshelfer bzw. Lotsen“ nach § 4b BauGB) einsetzen; Finanzierung über städtebauliche Verträge.
- Alle Erleichterungen aus dem „Bauturbo“ der Bundesregierung konsequent anwenden.